Von Gudrun Klinkhammer, 11.02.10, kasta.de
Nach einem kurzen Intermezzo in der Kälte wurde im warmen Sitzungssaal weitergefeiert. Prinzessin Heidi und Prinz Ferdi machten Bürgermeister Radermacher schnell klar, dass er in den nächsten Tagen nichts zu sagen hat.
Auf große Reden verzichtete Bürgermeister Herbert Radermacher. Stattdessen lud er die vielen Jecken in seinen Beamtenbunker ein, um dort in geheizten Räumen zu feiern. (Bild Klinkhammer)
Kall - Wenn eine Posaune beim Spielen einfriert, ist es extrem kalt. Dann ist instrumental quasi Feierabend. Die Mitglieder des Musikvereins Kall waren gestern Morgen aufgrund des Wetterberichtes jedoch sehr weitsichtig und hatten sich für derartige Fälle gewappnet. Stefan Reinders, der Vorsitzende des Vereins, hatte im Vorfeld des Straßenkarnevals jedem einzelnen Musiker eine separate Singstimme geschrieben. „Falls de Tröt gefriert“, so Vereinsmitglied Horst Klinkhammer, „kann es trotzdem musikalisch weitergehen, dann spielen wir nicht, dann singen wir eben.“
Mit den Worten „So ihr Weicheier, raus mit euch, draußen gibt's Freibier“, lockte Instrumentalist Guido Heinen seine Kollegen vor die Rathaustür. Dort stellten sich die Musiker tapfer auf, um das bunte Möhnentreiben so gut wie möglich musikalisch zu umrahmen.
Der Rathaussturm am gestrigen Weibertag war tatsächlich so etwas wie ein Härtetest. Ununterbrochen schneite es, die Temperaturen lagen weit im Minusbereich, und nur durch viele schützende und wärmende Hilfsmittel konnte die Veranstaltung zügig über die Bühne gehen. Vom „Kaiser-Wetter“, das in den vergangenen Jahren grundsätzlich an Weiberdonnerstag in Kall herrschte, war jedoch nichts zu sehen.
Die Tollitäten aus Kall und Umgebung, allen voran Prinzessin Heidi und Prinz Ferdi, gaben sich unter freiem Himmel ein kurzes Stelldichein, um Bürgermeister Herbert Radermacher vor gut 200 Jecken klarzumachen, dass er in den kommenden Tagen in Kall nichts mehr zu sagen hat.
Problemlos gab sich der erste Bürger der Gemeinde geschlagen. Wie sich herausstellte, trafen ihn die Schüsse aus der Donnerkanone der Karnevalsgesellschaft „Löstige Bröder“ aber nicht. Internen Kreisen war zu entnehmen, dass der Kanonier an diesem Morgen eh „schäl“, da schneeblind, war, als er mit der Munition und der Kanone auf Rädern hantierte. Damit Radermacher kräftig Bier trinken konnte, wurden ihm flott die vorsichtshalber angelegten Ketten wieder entfernt.
Die hartgesottenen Kaller Möhnen zierten sich nicht. Sie legten auf dem eisigen Boden eine heiße Sohle aufs Parkett und wirbelten und fegten mit und ohne Männer im Arm durch die Gegend. Auf die zarten „Kallbachmücken“ nahmen die Karnevalisten jedoch Rücksicht. Nach dem Möhnentanz wurde die Veranstaltung kurzerhand in den Rathaussaal verlegt, dort ging es dann mit einem bunten Programm weiter.