Von REINER ZÜLL, 27.01.04, KSta.de
Beim Feuerwerk zum 50. Jubiläum der „Löstige Bröder“ löste man sogar einen Waldbrand aus.
Kall - Hubert de la Motte ist ein waschechter Sötenicher, der 1928 als junger Mann nach Kall kam, um bei Franz Mohr das Handwerk des Buchbinders zu erlernen. Er lernte nicht nur das Handwerk kennen, sondern auch Mohrs Tochter Thea, die er 1949 zum Traualtar führte.
Mitglied im Karnevalsverein in Kall wurde der junge Buchbindermeister 1951 unter dem Präsidenten Heinrich Strunk, der damals ein guter Torwart beim Kaller SC war und den de la Motte regelrecht verehrte. Gern erinnert sich der 91-Jährige an den Tag, als er in der Gaststätte Gier von Heinrich Strunk angesprochen wurde: „Du könns och joot en de Karnevalsverein komme.“ Von einem so fähigen Torwart angesprochen zu werden, sei für ihn eine große Ehre gewesen, so Hubert de la Motte heute. Und so sagte er sofort seine Mitgliedschaft bei den „Löstigen Brödern“ zu - allerdings mehr aus fußballerischen Interessen.
Am 21. April 1951 beauftragte ihn die Generalversammlung mit dem Führen des Vereinsalbums. Dann nahte der Karneval 1957, der unter der Präsidentschaft von Willi Pütz gefeiert wurde. So war es auch Präsident Pütz, der Hubert de la Motte in feucht-fröhlicher Runde fragte, ob er nicht Prinz Karneval werden möchte. „Dat koss dich net vell“, hatte Pütz die finanziellen Bedenken von Hubert de la Motte sofort zerschlagen. Ehefrau Thea gab „grünes Licht“, und der Proklamation von Prinz Hubert I. im Saal Gier stand nichts mehr im Wege.
Im Rosenmontagszug marschierte der Prinz allerdings zu Fuß mit. „Es gab damals keine Sponsoren, und eigenes Geld für den Bau eines Prinzenwagens hatte auch keiner“, erinnert sich de la Motte: „Wir waren ein Verein der armen Säcke.“ De la Motte erlebte auch das Einschlafen der „Löstige Bröder“ in den Jahren 1962 und 1963. Er war einer der letzten neun Aufrechten, die auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 10. August beschlossen, den Verein bis auf weiteres ruhen zu lassen.
Wiederauferstehung
Der Vorstand mit dem Vorsitzenden Heinrich Strunk an der Spitze blieb jedoch im Amt und das Vereinsvermögen im Besitz des Vereins. De la Motte: „Als der Verein den Bach runterging, haben wir nicht alles auf den Kopf gehauen.“ Als der Verein nach einer Jahreshauptversammlung am 1. April 1966 im Saal Gier Wiederauferstehung feierte, war Hubert de la Motte wieder in vorderster Front dabei.
Am liebsten erinnert er sich an das Jahr 1954, als der Verein 50 Jahre alt wurde und dieser runde Geburtstag am 30. und 31. Januar groß gefeiert werden sollte. Vor dem großen Ereignis, so erinnert sich de la Motte, hatte der Verein die zündende Idee, am Samstagabend ein Feuerwerk abzubrennen. De la Motte: „Mir hatte evver kee Jeld dafür.“ 100 Mark hätte die Vereinskasse hergeben können. Also sprach Hubert bei seiner Schwiegermutter Emilie Mohr vor. De la Motte: „Die konnt net Nee sage.“
Nun war das Geld da, aber keine Genehmigung der Gemeinde. Die stellte nämlich die Forderung auf, dass zwei ausgebildete Feuerwerker den Feuerzauber zum Jubiläum unfallfrei über die Bühne bringen sollten. Der Verein sagte zu und bekam die Genehmigung mit der entsprechenden Auflage.
Wo aber sollten die „Löstige Bröder“ zwei Feuerwerker auftreiben? Und so entschieden sie kurzerhand, dass es in den eigenen Reihen zwei „geeignete Feuerwerker“ gebe: Malermeister Klaus Tautges, der den Umgang mit Munition aus seiner Militärzeit her kannte, und Hermann Abel, der Brandmeister bei der Feuerwehr war. Hubert de la Motte: „Schon der Aufbau des Feuerwerkes war ein Fest für sich.“ Ein Höhenfeuerwerk sei damals nicht nur für die Kaller ein großes Ereignis gewesen.
Derweil startete am Abend der Festabend mit der Ehrung der Jubilare im Saal Gier. Dann war der Zeitpunkt gekommen, als sich alle Festgäste nahe der Gaststätte auf dem kleinen Platz neben der alten Schule, der späteren Kreishandwerkerschaft, versammelten. Von dort hatte man einen wunderbaren Blick auf das bevorstehende Geschehen oberhalb der Schumacherschen Sandgrube.
Feuerzauber
Dann legten Malermeister Klaus Tautges und Brandmeister Hermann Abel los und zündeten den Feuerzauber. Es war ein traumhaft schöner Anblick, als die Raketen in den Abendhimmel stiegen. Doch dann schlug mit dem Wind auch schlagartig die Stimmung um: Die Raketen flogen in die falsche Richtung und setzten die Heide und den angrenzenden Wald in Brand. Die Zuschauer und ganz Kall bekamen an diesem Abend viel Feuer zu sehen.
Statt weitere Raketen zu zünden, hatten die beiden „Feuerwerker“ alle Hände voll zu tun, um der Flammen Herr zu werden. Doch die Kaller Feuerwehr war schnell zur Stelle und setzte dem ungewollten Feuerzauber schnell ein Ende. Der Fackelzug am nächsten Tag verlief dann allerdings ohne irgendein feuriges Ereignis. Von der Gemeinde haben die „Löstige Bröder“ nach dem Feuer beim Feuerwerk damals nie mehr etwas gehört.
- „Mit Frohsinn, Trubel, Heiterkeit, kommen wir in Kall noch mal so weit“ war in der Session 1957 das Motto des Karnevalsprinzen Hubert I. (de la Motte). Noch heute erinnert sich de la Motte gern an seine Prinzenzeit. Er ist inzwischen das älteste Mitglied der „Löstige Bröder“, die jetzt auf ihr 100-jähriges Bestehen zurückschauen können. Der Vereinssenior wird am 19. Juni 92 Jahre alt.